Näher betrachten möchte ich nun mit Ihnen die Knäufe, die an jedem Sitz als Handstütze angebracht sind. Eine Vielfalt an Schöpfung findet sich hier: Pflanzen, Tiere, Fabelwesen und Menschenköpfe "Alles, was Odem hat, lobe den Herrn".
Dem damaligen Lebensgefühl entsprechend, versuchte man durch die Darstellung von schreckenerregenden Gestalten Unheil abzuwenden.
Als originelles Beispiel mag auf der linken Seite in der unteren Reihe das bärtige, fratzenhafte Gesicht eines gnomenhaften Wesens dienen. Sein großer Kopf mit dem kleinen Körper kauert in einer Muschel, aus der die langen Beine heraushängen. Weiter finden wir hier zwei stark ausgeprägte Gesichter. Eines schaut keck mit seiner Stupsnase und dem leicht geöffneten Mund in die Welt, als habe es etwas mitzuteilen. Bei genauerem Hinsehen erkennt man die fein geschnitzten Ohren.
Sein Nachbar wirkt in sich gekehrt und nachdenklich. Der Mund ist schmal und geschlossen. Die aparte Hakennase und das vorstehende Kinn verleihen ihm individuelle Züge. Die Kopfbedeckung scheint eine Kappe mit aufgestellter Krempe zu sein.
Sind es Stiftsherren, die der Bildhauer uns überliefert hat?
Am ersten Knauf derselben Reihe erkennen wir ein zartes Frauengesicht.
Der Kopf ist in ein Tuch gehüllt, das unter dem Kinn mit einer Schleife gehalten wird.
Im 19. Jahrhundert wurde das Chorgestühl von dem Bildhauer Christoph Stefan restauriert.
Die Jahreszahl steht auf dem Halsband eines Hundes: Renovatum 1838 (rechte Seite, erste Reihe).